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Funnelcloud über dem Zürichsee, am 11.05.2019

Gepostet von Cyrill Steiger am 12. Oktober 2019

Trichter- oder zapfenähnliche Ausstülpungen im RFD-Bereich einer Wolke, die vereinzelt auftreten und Rotation aufweisen sind praktisch ausschliesslich Funnelclouds, die unter speziellen Umstaänden sich zu Tornados (bzw. Wasserhosen) vom Typ I. oder II. auswachsen können. Hier ein sehr schönes Exemplar, das nur gerade rd. 2 Minuten lang zu sehen war.

Trichterwolken nennt man sie, diese konisch geformten Ausstülpungen an der Unterseite von Gewitterwolken, oder aber auch an nicht konvektiven Systemen. Man nennt sie in der Fachsprache Funnelclouds, oder Tromben und sind von Laien kaum von anderen, ähnlich aussehenden Wolkenarten zu unterscheiden. Böenfrontwirbel, Scudclouds und Fractus werden oft mit Funnelclouds verwechselt. Bei all diesen Wolkenarten sind nicht nur äussere Merkmale bei der Identifikation entscheidend, sondern auch die Dauer der Erscheinung, sowie die Region bezüglich der Wolke, in der sie entstehen. Die zapfenähnliche Ausstülpung auf der Unterseite einer sog. Mutterwolke ist auch bei Scudclouds sichtbar. Dort fehlt aber die Drehung um ihre eigene Achse, was wiederum bei Inflowtails und Böenfrontwirbel zu beobachten ist, die aber in einem spezifischen Areal der Mutterwolke entstehen, also im Aufwindbereich (Inflow), oder an der Böenfront. Bei der Funnelcloud handelt es sich um ein Aufeinandertreffen verschiedener Winde, aus diversen Richtungen, wobei alle unter Umständen aus unterschiedlichen Schichten stammen, oder sich wie bei sog. Leeeffekten konvergent verhalten. In der Regel entstehen Funnelclouds nur selten im Niederschlagsbereich einer Wolke und meist in den Anfangsstadien des Lebenszyklus einer z.B. konvektiven Entwicklung, wodurch sie meist gut zu erkennen sind. Im Gegensatz zu den Fractus, die fetzenartig und in grossen Verbänden an der Unterseite von stratiformen Systemen hängen und langlebig mit den jeweiligen Mutterwolken mitziehen, treten Funnelclouds vereinzelt auf, bleiben weitgehend stationär und besitzen in unseren Breitengraden meist keine längere Lebensdauer als 2-3 Minuten. Durch das Aufeinandertreffen der verschiedenen Winde aus diversen Richtungen entsteht eine rotierende, vertikale Luftsäule. Darin sinkt der Luftdruck ab und mit ihm das sog. Kondensationsniveau, wodurch lokal in diesem Bereich Wolken entstehen. Bei Fractus geht eine Niederschlagsabkühlung voraus, die ebenso – nur etwas grossflächiger – ein Absinken des Kondensationsniveaus der in der Luft enthaltenen Feuchtigkeit verursacht.

Tromben, oder Funnelclouds können sich zu schlauchartigen Gebilden über Land und über Wasser auswachsen und bei Berührung der darunter liegenden Geländezone Schäden verursachen. Unter dieser Bedingung nennt man sie Tornados, bzw. über Gewässern Wasserhosen. Die Luftsäule zwischen dem Ansatz an der Mutterwolke und dem Boden muss nicht zwingend optisch durch einen auskondensierten Wolkenschlauch erkennbar sein. Oft wird am Boden Staub aufgewirbelt, oder Schäden sind zu verzeichnen, was den „touch down“ bezeugt. Von solchen Entstehungsphasen sind die Funnelclouds noch weit entfernt, bergen in sich aber potenziell die Gefahr zu Tornados auszuwachsen, wenn sie sich innerhalb einer Mesozyklone im Bereich des RFD (Rear flank downdraft) befinden. Die nicht mesozyklonalen Tornados vom Typ II entstehen hauptsächlich im Zusammenhang mt Kaltluftausbrüchen an der Grenze zu Fronten, welche vielfach im Herbst noch auf wärmere, tiefere Luftschichten treffen. Aber auch während anderen Jahreszeiten können Tornados vom Typ II entstehen, oder eben deren „Ansätze“, d.h. Funnelclouds, welche in der selben Art an cdie Mutterwolke gekoppelt sind und rotieren.

Da bei langsamen Frontpassagen innerhalb eines Zeitabschnitts von mehreren Stunden in den jeweiligen Regionen die selben grossröumigen Wetterbedingungen herrschen, erstaunt es nicht, wenn zeitgleich (oder ein paar Stunden vor oder nach dem gesichteten Ereignis) noch andere Meldungen über Funnelclouds und Tornados eintreffen. So hatte am 11.05.2019 auch der Meteorologe Andreas Walker einen „Tornadoansatz“, bzw. eine Funnelcloud gesehen…..

https://www.sturmforum.ch/viewtopic.php?p=198891#p198891

 

 

 


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