Vorhersagetools, allgemeine Informationen zur Wettervorhersage

Vorhersagekarte DWD Satellitenbild Sat 24 Gewitter am 7. Juli 2011

07. Juli 2011

Bild 01: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab 36 Stunden vorher ein Modell für den Nachmittag 14 00 Uhr MESZ (VT: 12 00 UTC) heraus. Im Zusammenhang mit einem Tiefdruckgebiet, mit Zentrum vor der Westküste Irlands, soll eine Kaltfront die Schweiz und Süddeutschland überqueren, welche für Gewitter sorgen wird.

Bild 02: Das Satellitenbild zeigte um VT + 1h, d.h. um 15 15 Uhr MESZ sehr schön das schneckenförmige Wolkenband um das Zentrum des Irlandtiefs herum und einen Teil der daran angehängten Okklusion. Über der Nordschweiz bei Schaffhausen und im Neckargebiet bildeten sich die ersten Gewitterwolken.

Bild 03: Bis spät in die Nacht hinein dauerten die Gewitter im Neckargebiet (Süddeutschland). Für diese Aufnahme positionierte ich mich etwas südlich von Thübingen, auf einer Hochebene, von wo aus ich eine gute Sicht nach Westen hatte.

Sie werden hier in Kürze einige Hinweise finden, wie Sie die Vorhersagetools benützen können und wie Sie für sich selbst eine Vorhersage erarbeiten können.
Zudem werden Sie unter der Rubrik „Berichte & Analysen“ einen vollständigen Chasingbericht vom 07. Juli 2011 finden.

Wetter beinflusst unser gesamtes Leben. Es ist ein Begriff, für welchen es in unserer erfahrbaren Welt keine Negation gibt; d.h. es gibt nie kein Wetter. Die ständigen und fortdauernden Umwälzungen in der globalen Atmosphäre sind ein entscheidender Motor für den Wasserkreislauf, für Windsysteme und Druckunterschiede in der Luft, wobei diese Faktoren letztlich auch unsere Existenz ermöglichen. Diese zentralen, unser Leben erhaltenden Kräfte haben unsere Urahnen genauso beschäftigt, wie heute den modernen Menschen. Während unsere Vorfahren sich demütig den Naturgewalten unterwarfen und deren Launen als emmotionalen Ausdruck ihrer Gottheiten betrachteten, versuchen wir als Vertreter einer aufgeklärten Gesellschaft, diese Kräfte zu beherrschen und darauf hinzielend in ihrem Zusammenwirken zu verstehen. Wann genau dieser Paradigmenwechsel stattgefunden hat, ist schwer zu beurteilen. Einige Rituale, auf mythischen Vorstellungen gegründet, sind selbst heute noch lebendig, wie z.B. beim Zürcher Sechseläuten, bei dem jeweils im Frühling ein stilisierter Schneemann auf einem Scheiterhaufen dem Feuer übergeben und angezündet wird, das Ende des Winters signalisierend. Inzwischen ist uns aber längst bewusst geworden, dass eine Reihe physikalischer Prozesse innerhalb der Troposphäre, jener dünnen, wetteraktiven Schicht, welche die Erde umgibt, für unser Wetter und dessen Auswirkungen verantwortlich ist. Dennoch ist es der Wissenschaft bisher nicht gelungen, den komplexen Mechanismus vollumfänglich zu ergründen, weshalb dem Wetter gemeinhin das Prädikat „chaotisch“ beigestellt wird, um vor allem der Verlegenheit zu entgehen, Erkenntnislücken zuzugeben. Während der moderne Mensch sich vieles erklärbar gemacht hat, gehört das Wetter noch zu den letzten Bastionen jener Geheimnisse der Schöpfung, welche wir noch nicht gelüftet haben. Für mich stellt sich dies aber auch u.a. als besonderer Reiz dar, wenn ich mich mit der Meteorologie, bzw. mit der Prognostik auseinandersetze.

Ist Wetter wirklich ein chaotisches System, launisch und unberechenbar, oder hatte es sich bisher einfach sehr erfolgreich gegen unseren Forschergeist gewehrt? Würde sich uns bei ausreichender Erkenntnis eine innere Gesetzmässigkeit in periodisch wiederkehrenden Zyklen offenbaren, oder lässt es sich absolut widerspruchsfrei nachweisen, dass keine globale, komplex aufeinander abgestimmte Regulierung alle Wetterphänome hervorbringt und demgemäss sich diese in der unendlichen Diversität mehr oder weniger zufälliger Gegebenheiten äussern? Genau um diese zentralen Fragen drehen sich zuweilen Debatten in bezug auf die Vorhersagbarkeit des Wetters; und dies umso mehr, als sich in jüngerer Zeit der Verdacht allmählich erhärtet, dass die messbare Klimaerwärmung auf unseren Einfluss zurückzuführen ist. Der enorme Verbrauch fossiler Brennstoffe hat zu einem ungewöhnlich hohen Anteil von Kohlendioxyd in der Athmosphäre geführt, mit dem Effekt einer Vermehrung und Intensivierung von Extremwettersituationen. Ist durch diesen zusätzlichen Einfluss auf das Wettergeschehen eine zuverlässige Vorhersage noch mehr eingeschränkt, unabhängig davon, ob man von einem chaotischen System oder von einem Regelwerk ausgeht?

Ich persönlich glaube an eine innere Gesetzmässigkeit, welche das Wetter bestimmt. So vertrete ich die Meinung, dass eine zuverlässige Wettervorhersage grundsätzlich möglich wäre, würden wir die Faktoren des komplexen Systems kennen. Der oben erwähnte Paradigmenwechsel zwischen unseren Vorfahren und dem modernen Menschen vollzog sich auch hinsichtlich eines anwachsenden Grades an Unabhängigkeit. Je besser also eine Prognose erstellt werden kann, desto wirkungsvoller können präventive Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung greifen und desto ausgedehnter gestaltet sich unsere Entscheidungsfreiheit. Es sind meiner Meinung nach genügend Anreize vorhanden Wettervorhersagen zu verbessern.

Die alten Ägypter haben ihre Aussaaten, die ganze Agrikultur, auf die Ankunft des Hochwassers vom Nil ausgerichtet. Es entsteht in der Folge von monsunartigen Niederschlägen in Ostafrika, im Einzugsgebiet des weissen und blauen Nils, den südlichen Zuflüssen des Stroms. Angekündigt wurde die Flut durch die Ankunft des Ibisvogels. Da die gelehrten Tempelpriester über die Zeit festgestellt hatten, dass sie jedes Jahr zur selben, periodisch wiederkehrenden Zeit mit untrüglicher Genauigkeit eintraf, glaubten sie, der Gott der Weisheit, der Rechenkunst und der Schriftgelehrten Thot herrsche über diese Zyklen, weshalb dieser oft mit dem Kopf eines Ibisvogels dargestellt wurde. Darin darf man also erste Bemühungen sehen, den atmosphärischen Prozessen ihren Schleier zu entreissen, sie als Regelwerk verstehen zu lernen und aus gültigen Vorhersagen einen Nutzen zu ziehen.

Während meiner Atlantiküberquerung von Europa nach Südamerika mit einer Yacht habe ich gelernt, wie überlebenswichtig die Einschätzung der Grosswetterlage ist. Selbst eine mittelfristige Wettervorhersage von rd. 10 Tagen würde für die Dauer der Überfahrt von 15 Tagen ein zu grosses Risiko bedeuten. Dank einer jährlich zur selben Zeit wiederkehrenden, atmosphärischen Gegebenheit kann man aber gefahrlos in dieses Abenteuer aufbrechen, wenn man diese Regel beachtet: Ende November setzt an der Küste von Nordwestafrika der Nordostpassat ein, welcher offenbar die Bildung von Hurrikans, bzw. Sturmtiefs, die zu solchen anwachsen können, verhindert. Das Auslaufen aus den Häfen bei Gran Canaria sollte also erst in Betracht gezogen werden, wenn die erwähnten Passatwinde eintreffen. Unter herrlich blauem Himmel auf flottem Raumkurs, mit meistens maximaler Geschwindigkeit von 12-15 Knoten pro Stunde, segelten wir gegen Südwesten, wobei wir je nach Tageszeit Windstärken von 5 bis maximal 8 Beaufort massen. Erst nach der Hälfte der zurückgelegten Strecke über den Atlantik, bei der Ankunft in tropischen Gewässern, ist man mit örtlichen Windsystemen konfrontiert, z.B. den sog. „Tropical waves“, die Orkanstärken von bis zu 12 Beaufort erreichen. Tja; und hätten wir ahnen können, dass die extrem hohen Wellen von hinten nicht nur grössere Mengen Meerwasser in die offenen Luken der Schlafkojen spült, sondern auch zappelndes Meeresgetier, wären wir so schlau gewesen sie vorher zu schliessen....

Eine Vorhersage hilft im optimalen Fall unliebsame Erfahrungen zu vermeiden. Bei der Wetterprognose hilft es z.B. dem Bauern sein Heu rechtzeitig einzufahren. Aber ist eine Optimierung überhaupt möglich? Über diese Kernfrage gibt es unterschiedliche Standpunkte, wobei die Einen eine langfristige Prognose für plausibel halten. Die Vorhersagezeiträume sind in drei Segmente unterteilt: die Kurzfrist (1-3 Tage), die Mittelfrist (3-10 Tage) und die Langfrist (>10 Tage).

Wenn Sie also mit den verfügbaren Vorhersagetools arbeiten, ist dabei zu beachten, dass mit der Wahl des Zeitraums, d.h. mit zunehmendem Abstand zu dem erwarteten Wetterereignis, die Zuverlässigkeit sinkt. In meinen persönlich erstellten Vorhersagen versuche ich das Bestmögliche aus den Wetterdaten herauszuholen. Da viele Faktoren zusammenspielen, können die Auswirkungen sehr unterschiedlich interpretiert werden. Zwar gleiche ich meist meine Ergebnisse mit den von Computern errechneten Modellen (z.B. von GFS = Global Forecast System) ab und lese immer die Kommentare von Profisynoptikern (z.B. bei Keraunos). Aber letztlich entscheide ich aufgrund der eigenen Berechnungen, wann die nächste Xtreme Weather Tour stattfindet, bzw. wohin sie führt.