Abschied vom Winter 2018/2019; der letzte Schnee am 14.04.2019
Ein Kaltlufttropfen sorgt für die weisse Pracht bis in die Niederungen
Dr. Willi Schmid von Meteoradar AG kündigte den Kaltlufteinbruch am 11.04.2019 bereits an und schrieb im Schweizer Sturmforum im Eröffnungsthread unter dem Titel „Bis(s)iges Vorosterei aus Norden, ab 11.04.2019“, „vielleicht reicht es am Sonntag (14.04.2019) trotzdem für ein paar Flöcklis bis in tiefere Lagen“.
Schweizer Sturmforum, Thread zum Kaltlufteinbruch
Mit „Vorosterei“ ist selbstverständlich das eiförmige sog. abtropfende Höhentief über Mitteleuropa gemeint, welches für das Anzapfen polarer Höhenkaltluft und für die Bisenlage verantwortlich war.
Bei „sesshaften“, bzw. persistenten Hochdruckgebieten, wie dieses über Skandinavien (s. Karte oben), mit steilem Druckgradienten und einer entsprechend engen Scharung der Isobaren, kann man schon davon ausgehen, dass es eine steuernde Funktion übernimmt. Dadurch drückt es den Kaltlufttropfen in südlicher Richtung über den Alpenkamm weg, der sich zunehmend einschnürend und abschwächend von der Versorgung aus Norden abkoppelt. Auch wenn aus grossräumiger, synoptischer Betrachtung die Wetterentwicklung eher gemächlich vor sich geht und man mittelfristig ziemlich genaue Vorhersagen erstellen kann, bleiben in dieser Jahreszeit einige Fragen offen, wie z.B. jene, die sich mit der Menge des erwarteten Niederschlags und der Grösse der Hydrometeore beschäftigt. Die zurückhaltende Äusserung von Dr. Willi Schmid in Bezug auf die „paar Flöcklis“ verstehe ich nicht als generelle Unsicherheit zur Einschätzung, sondern ist wahrscheinlich in diminuierender Weise gewählt, um sich nicht auf eine Niederschlagsmenge festzulegen. Die Grösse und Kristallisationsform von Schnee ist eher in den Voralpen- und Alpenregionen von Belang, besonders im Frühling, da ältere Schneeschichten bereits angetaut und die obersten Schichten durch die tiefen Nachttemperaturen mit einer dünnen Eisschicht bedeckt sind, die dem darauf zu liegenden Neuschnee wenig Halt bieten und dadurch die Schneebrettgefahr steigt.
Ich hatte sehr wenig Zeit die Wetterkarten zu studieren, die ich im Sommer eher wieder in konvektive Ereignisse, z.B. Superzellen, investiere. Nachdem jedoch bereits am Sonntagmorgen, am 14.04.2019, die ganze Gegend um Bauma angezuckert war und es in mehreren Wellen praktisch den ganzen Tag hindurch schneite, war ich schon erstaunt über die unerwartete Menge. Die Forsythie am Strassenrand hinter dem Haus des Nachbarn und meine Osterglocken auf dem Balkon wirken wie gelbe Farbkleckse in der sonst eher trist anmutenden Landschaft, die beinahe monochrom von Braun- und Grüntönen dominiert ist, nebst der weissen Pracht des gefallenen Schnees (Bild unten).
Eine dichte Nebeldecke legte sich über das Hörnli und ich fuhr auf die Passstrasse in Richtung Hulftegg, um dort ein paar letzte Winterimpressionen mit der Kamera einzufangen. Beim „Vorderen Fuchsloch“ im ersten Drittel von dieser Strecke, etwas abseits der Hauptstrasse, konnte ich vier Rehe beobachten, die mich sicher früher entdeckten, als ich sie und mich argwöhnisch im Auge behielten. Sie konnten ja nicht wissen, dass ich nur ein Sturm- und Blitzjäger bin und nicht ein richtiger Jäger, zumal mein ungeübtes Auge eine Weile brauchte, um diese scheuen Tiere auf dem fleckigen Untergrund zu erkennen…
Ihre mir zugewandten sog. „Spiegel“, der weisse Fleck an deren Hinterteilen, verstärkten die Tarnung selbst im offenen Feld.
Beim Heranzoomen mit der Kamera sieht man die vier Rehe unterhalb des weissen Hügels durch den Schnee gehen. Vermutlich sind sie auf Futtersuche.
In Richtung Passhöhe brach die Sonne langsam durch den dichten Nebel und löste ihn allmählich auf (Foto oben). Für mich war es also höchste Zeit aufzubrechen und der Hauptstrasse nach oben zu folgen, entlang des Taleinschnittes, der von Steg in östlicher Richtung bis auf die Hulftegg führt. Dort war noch in der Nacht auf den 15.04.2019 Neuschnee gefallen. Dr. Willi Schmid hatte also ein gutes „Näsli“ dafür, ein „paar Flöcklis“ für möglich zu halten. Wie dies weiter oben aussah, lass ich ein par Bilder erzählen, die wie aus einer Märchenlandschaft wirken:
Schlüsselblümchen: wenn die Sonne kommt, stehen sie wieder gerade….