Xtreme Weather Tours Blog

Von Aussichts- und „Hungertürmen“ – Gewitter am 19.06.2019

Lokale Gewitterherde über dem Pilatus und dem Alpsteinmassiv

Gepostet von Cyrill Steiger am 12. Oktober 2019

Wer aufmerksam die Beiträge im Schweizer Sturmforum liest, bemerkt zuweilen etwas eigentümliche Begriffe, welche man im Duden, oder im Wikipedia vergeblich sucht, weil sie Wortkreationen von Meteorologen und Sturmjägern sind. Selbstverständlich stehen sie immer im Kontext zum behandelten Thema, wollen aber meist metaphorisch und unter Berücksichtigung lautmalerisch betonter Silben, bestimmte meteorologische Zustände oder Wetterentwicklungen, aus dem geposteten Text, zur besonderen Beachtung hervorheben. Will man also eine konvektive Entwicklung, welche die ersten Phasen bereits erfolgreich durchlebt hat, zu Beginn der letzten Stufe hin beschreiben, die sie aber mangels der von ihr benötigten Bedingungen nicht mehr erreicht und in der Folge in sich zusammenfällt, spricht man im „Latein des Sturmjägers“ vom sog. Hungerturm. Dieser Begriff existiert auch offiziell und bezeichnet aber ein Gefängnisturm, oder ein grosser, hagerer Mensch (ugs.). In unserem Zusammenhang beschreibt es ein vertikales Wolkengebilde, meist konvektiven Ursprungs, das beim Erreichen des aufsteigenden Luftpakets von höher liegenden und viel trockeneren Luftschichten in der Entwicklung gehemmt, oder diese komplett unterbrochen wird. Die Zufuhr von Energie in die Basis hinein kann zusätzlich unterbunden werden, was zum kompletten Zerfall der Gewitterwolke führt (z.B. im Lee orografisch bedingter Hebungsantriebe, wie bei der Pilatuszelle; siehe weiter unten).

So kann man auch die Aussage von Dr. Willi Schmid, am 19.06.2019 um 15:27 Uhr MESZ verstehen, wo er bemerkt: „Der Pilatus ist ein Hotspot heute, Hungertürme bislang…“.

Hungertürme-Post von Dr. Willi Schmid im Schweizer Sturmforum

Der Hinweis mit dem Wort „bislang“ hatte vermutlich zum Ziel, die unerwartet fehlende Gewitterlage noch nicht ganz als erledigt zu betrachten, nach dem Motto, „die Hoffnung stirbt zuletzt“. Hatte doch er selbst den Thread vom Vortag, dem 18.06.2019, um einen Tag verlängert, als plötzlich am 19.06.2019 die Pilatuszelle elektrisch wurde (rote Punkte).

Über dem Pilatus bei Luzern bildete sich am Nachmittag g. 15 00 Uhr eine lokal begrenzte, also microscalige Gewitterzelle. Ihr Lebensdauer war aber nicht sehr lang. Dem Gewitter fehlte der nötige Auftrieb. Sie fiel in sich zusammen und stand als „Hungerturm“ am Himmel. Von aussen nach innen beschreiben die sechs farbigen Zonen die Intensitätsstufen des Niederschlags, von leicht (hellblau), bis extrem (orange). Die roten Punkte sind von speziellen Antennen geortete Blitzeinschläge. Diese Aktivitäten sind innerhalb von einem Zeitfenster von fünf Minuten zu betrachten.

Man sieht auf dem Bild des Donnerradars die sechs zum Zentrum der Zelle hin zunehmenden Intensitätsstufen des Niederschlags, wobei der eigentliche Core (der Zellenkern) genau über dem Gipfel des 2120 Meter hohen Berges sich befindet und die Blitze sich auf der Leeseite entladen, am Ostrand des Gewitters. Von Dr. Willi Schmid’s Terrasse sah dies dann optisch so aus:

Der „Amboss“ (oder „Anvil“) der Cumulonimbus capillatus incus (Gewitterwolke) hat es infolge der starken Höhenwinde „verblasen“ und die Energiezufuhr wurde von unten im Lee des Pilatus abgewürgt. Die obere Luftschicht ist viel zu trocken; für den Cb bedeutet dies das Ende. Übrig bleibt ein kläglicher, konvektiv inaktiver Hungerturm“.

Schweizweit das einzige Gewitter bildete sich am 19.06.2019 nachmittags, infolge der orografisch bedingten, dynamischen Hebungszone über dem Gipfel des Pilatus bei Luzern

Von Tinu wurde der Thread am 18.06.2019 für den Forecast-Zeitraum von mehreren Tagen bereits am Morgen als erste Einschätzung eröffnet und publiziert.

Sturmfoum Threaderöffnung von Tinu am 18.06.2019

Aber die sonst üblichen Aktivitäten in Bezug auf Vorhersagen, Beobachtungen usw. im Forum blieben aus, weil die von vielen erwartete Wetterentwicklung nur in ganz geringem Masse überhaupt eintraf und sich niemand aus dem Fenster lehnen wollte (sprich zu viel versprechen wollte). So werden viele mit ihren Äusserungen und Prognosen infolge der vorherrschenden Unsicherheiten sehr zurückhaltend, weshalb dieser Thread zunächst ziemlich verwaist blieb. Auch am 19.06.2019 wusste niemand so genau, ob nun die vorhergesagten Gewitter über dem Alpenkamm und in der östlichen Voralpenregion sich wirklich bilden werden, oder nicht.

Obwohl ich von den Sturmforumseinträge noch nichts wusste und ich keine Zeit für ein ausführliches Kartenstudium hatte, war ich überzeugt, dass sich über dem Alpsteinmassiv am Abend (etwas ähnlich wie am Vorabend) eine kleine Gewitterzelle bilden wird und fuhr am frühen Nachmittag (nach einem Besprechungstermin) direkt auf den Bachtel, wo ich zunächst mal den Aussichtsturm bestieg und mich nachher dort im Restaurant verpflegte (ab 14:47 Uhr / 14:50 Uhr). Im Grunde war ich auf ein Spektakel gespannt, das nach Cosmo und der nur flüchtig konsultierten Kartenlage höchst wahrscheinlich war und ich einmal erleben wollte. Es müssen dazu einige Bedingungen herrschen, welche die Entwicklung einer solchen Zelle möglich machen; und ich war mir am frühen Nachmittag sicher, dass Cosmo dies ganz gut simulierte. Zwar etwas zu östlich, bei Landquart und im Rheintal, aber ich rechnete mit diesen besonderen microscaligen Windsystemen aus dem Glarnerland und der Lindthebene, die das ganze etwas westlicher als vom Modell angegeben aufgleisen lassen sollte, konvergierend mit dem Outflow und dem einsetzenden WNW-Wind. Dieser – so dachte ich – müsste westlich des Voralpenclusters alles verhungern lassen, was zu einer idealen Stratocumulus translucidus-Szenerie am Himmel führen müsste und ich die Chance bekäme, endlich einmal über den Voralpen eine einzelne, von der goldenen Abendsonne angestrahlte Gewitterwolke vor die Linse zu bekommen (Textauszug aus dem am 20.06.2019 publizierten Chasingbericht).

Schweizer Sturmforum, Chasingbericht Cyrill Steiger

Aussichtsturm auf dem Bachtel. Es war herrliches Wetter und ich genoss diese fantastische Aussicht von der Plattform aus über den grössten Teil des Zürichsees… 1. Aufstieg gg. 14 47 Uhr. Foto des Turms 14 50 Uhr. Bei Sonnenuntergang stand ich zum 2. Mal an diesem Tag auf dieser hohen, schwindelerregenden Plattform, um die Gewitter zu fotografieren (siehe weiter unten).

Tafel auf dem Aussichtsturm zur Orientierung im Gelände. Rapperswil, Rüti und Jona, sowie Pfäffikon SZ und der gesamte Zürichsee breiten sich vor einem aus.

Wunderbare Aussicht in die Voralpenregion vom Bachtel aus. Rechts im Bild der „Hungerturm“ übe dem Pilatus bei Luzern

Weit entfernt, in Richtung Luzern, stand eine Gewitterwolke am Horizont; ein „Hungerturm“, wie sich schnell heraus stellte. An den Bergflanken des Bachtels übten sich Mensch und Tier in der optimalen Ausnützung der Thermik.

Mensch und Vogel – zwei gemeinsame Nutzer des Luftraums. Sie nutzen die einsetzende Thermik, am frühen Nachmittag an der steilen, teils felsigen Westflanke des Bachtels. Der weit voraus verfrachtete Cirrenschirm der Gewitterwolke, die sich über dem Pilatus gebildet hatte, verdeckte die Sonne und verlagert sich genau in meine Richtung.

Die Basis der Gewitterwolke über dem Pilatus wurde abgerissen; ihr Cirrenschirm wurde durch starke Höhenwinde in meine Richtung verfrachtet (siehe Foto oben). Ein Gleitschirmflieger war von einem Greifvogel an der aufgeheizten Bergflacke des Bachtels in sicherer Distanz begleitet worden. Die Thermik war perfekt. Die Zeit: 15:47 Uhr, d.h. eine Stunde ist seit meinem Ankommen auf dem Bachtel vergangen und ich wartete geduldig.

Zwischen den beiden obigen Aufnahmen liegt eine volle Stunde, in der auch auf der linken Bildhälfte sich viel getan hatte.

Sog. „ungesunde“ Quellungen über dem Alpstein und Glarus um 14 49 Uhr. Die Ränder der Cumuluswolken sind faserig und nicht scharf abgegrenzt (sog. „knackig“, wie bei Blumenkohl), sondern wie bei nasser Watte. Das ist ein Indiz für vorerst kaum erfolgreiche konvektive Entwicklungen.

Um 14 49 Uhr waren zunächst über dem Alpstein und dem Glarnerland einige Quellungen auszumachen, welche aber ziemlich „ungesund“ aussahen. Diesen Ausdruck verwenden Sturmjäger und Meteorologen, um die Chancenlosigkeit in den vertikalen Entwicklungsphasen von Wolkenverbänden zu benennen, da sie durch bestimmte, sehr ungünstige Bedingungen gehemmt werden. Das kann überaus trockene Luft durch einen Föhnvorstoss sein, oder es können die stabilen Luftschichten als Ursache genannt werden. Ein geübtes Auge erkennt sofort anhand der Wolkenränder, ob eine Zelle, oder ein Zellenverband „gesund“, oder „ungesund“ ist (scharf abgegrenzte Kanten, blumenkohlartig, oder eher flauschig, nicht deutlich begrenzt, wie nasse Watte).

Momentaufnahme eines grossen und kleinen „Hungerturms“ um 15 07 Uhr. Rechts der bei Luzern (Pilatus)

In den Voralpen hinter Pfäffikon SZ hatte sich um ca. 15 00 Uhr ebenfalls eine zunächst erfolgreiche Gewitterwolke aus der Grundschicht heraus entwickelt und die Hebung wurde orografisch unterstützt. Sie kam aber nicht über die ersten beiden Entwicklungsstadien Mediocris und Congestus hinaus und verlor an Kraft, weil die Energiezufuhr von unten abgewürgt wurde und der aufstrebende, konvektive Teil in der zu trockenen, mittleren Luftschicht keine Chancen hatte weiter zu wachsen. Auch hier entstand ein etwas kleinerer „Hungerturm“, dessen oberer Teil von den Höhenwinden verfrachtet wurde. Hierbei war aber vor allem interessant, dass während dem raschen Auflösungsstadium sich aus der Wolkenbasis eine (zwei?) kleine Funnelcloud(s) herausbildete(n) (siehe Bild unten; Bildmitte).

Selbst eine sich im Auflösungsstadium befindliche Gewitterwolke im Mediocris-Stadium, kann eine Funnelcloud (Bildmitte) erzeugen….

Höchst interessant und ein eindeutiges Indiz für die Trockenheit in der Atmosphäre war die Metamorphose von dieser Wolke im Auflösungsstadium (oben) hin zur „Virga“ um 15 43 Uhr (siehe Bild unten):

Kurz vor der kompletten Auflösung der genannten Gewitterwolke (weiter oben), bildete sie sich zurück in eine „Virga“ – um 15 43 Uhr (Bildmitte)

Wieder eine Stunde später, um 16 49 Uhr, begab ich mich zum Aussichtsturm beim Bachtel und machte von der einen, etwas höheren Plattform aus Aufnahmen in nördlicher Richtung, wo gemäss dem Donnerradar im Schwarzwald eine riesige blitzaktive Superzelle gebildet hatte. Man sieht die Ausmasse von Auge nicht deutlich, aber der Amboss dieser Gewitterwolke nimmt die gesamte Breite des Bildes (unten) ein – und in der Schweiz tat sich noch nichts.

Vom linken zum rechten Bildrand erstreckt sich der Amboss einer riesigen Superzelle, die sich im Südschwarzwald, nördlich von Singen/Tuttlingen gebildet hatte, wie das Donnerradarbild verriet.

Panoramaaufnahme von der obersten Plattform des Aussichtsturms aus, der zuoberst auf dem Bachtel steht. In der trockenen Atmosphäre tut sich immer noch nichts. Von den beiden ehemaligen „Hungertürmen“ sind über den Voralpen nur noch klägliche Cirrenbänke übrig geblieben…. Aufnahme um 17 05 Uhr

Aber ich war mir sicher, dass am Abend sich vereinzelt Gewitter über den Voralpen bilden würden, ich wusste nur nicht wann und wo genau, da ich die Wetterkarten vorgängig nicht studiert hatte. Auch mit einer synoptischen Vorbereitung, wäre eine Vorhersage äusserst schwierig gewesen an jenem Tag. Ich vertraute meinem Bauchgefühl, blieb vor Ort und wartete…. eine weitere Stunde und noch eine Stunde…… Dann plötzlich hat sie sich um 19 04 Uhr am Horizont gezeigt und ich freute mich riesig. Im Hintergrund rechts von der Bildmitte, über der Albiskette, bzw. im „Kessel“ nördlich von Luzern, konnte ich einen Cumulus Congestus erkennen, mit gesunden Strukturen (siehe Bild unten). Das warten hatte sich gelohnt und alsbald erschien das Gewitter auch auf dem Donnerradar mit vielen Blitzen, wobei es das Cb-Stadium dieses Mal vollends erreichte.

Endlich! Um 19 04 Uhr bildete sich hinter der Albiskette eine „gesunde“ Gewitterlinie aus, die sich genau in meine Richtung verlagerte…“freu!“

Die Situation wurde nun richtig spannend, welche ich nun ständig auch auf dem Donnerradar verfolgte und es dauerte noch einmal fast eineinhalb Stunden (bis 20 30), bis dann auch in unmittelbarer Nähe vor grandioser Kulisse, sich Castellanus-Grüppchen bildeten, aus denen sich bereits die ersten Congestus (auf der linken Seite) formten. Dieses Abendlicht war wirklich unbeschreiblich schön…(Foto unten)

Noch etwas unorganisierte Castellanus-Grüppchen kündigen die sich vor mir bildenden Gewitter an. Links im Bild Congestusstrukturen. Oben gegen die untergehende Sonne geschaut, erkennt man einen langen Kondeststreifen von einem Flugzeug; ein Indiz für einen Feuchteeinschub. Es kann losgehen! Es war bereits 20 30 Uhr…

Mit Blick in Richtung Südosten in die Linthebene am Ende des Obersees, sah ich eine faszinierende Niederschlagszelle und erkannte auf dem Donnerradar, dass der westliche Teil des Niederschlagsfusses von Hagel (1 – 1 1/2 cm) durchsetzt war. Die lauten Donner der starken CG’s waren von weit her zu hören. Die Blitze waren grell.

Eine Hagelzelle überquerte die Lindtebene…. Solche gitter- und wabenartige Wolken, wie im Vordergrund, heissen nach dem neuen Wolkenatlas „Asperitas“, als Unterart. Sie deuten aus meiner Erfahrung darauf hin, dass in dieser Zone dieses Wolkenverbandes, also westlich der Hagelzelle, zeitnah keine Gewitter zu erwarten sind.

Aus der Nähe sah dies dann so aus (Foto: Andrea Kriegel, Reichenburg)

Imposante Hagelzelle bei Reichenburg (Linthebene). Foto: Andrea Kriegel

Schweizer Sturmforum, Hagelzelle bei Reichenburg, 19.06.2019

Danach, um 21 07 Uhr bis ca. 21 21 Uhr schien sich das gesamte Abendlicht wie in pures Gold zu verwandeln. Es war einfach unbeschreiblich magisch und überwältigend schön. Besucher auf der Aussichtsplattform waren kontemplativ in diese Stimmung versunken, oder fotografierten, was das Zeug hielt.

Stimungsvoll verabschiedete sich der Tag, mit einer golden wirkenden Sonne im Westen. Der Rundumblick von der Plattform des Turms auf dem Bachtel ist fantastisch!

Die ultimative Gewitterzelle über dem Albsteinmassiv. Magisch!

Über dem Alpstein bildete sich eine sehr blitzaktive Gewitterzelle, die durch die Abendsonne golden aufleuchtete.

Von Minute zu Minute änderte sichdie Stimmung und liess verschiedene Regionen des Gewitterkomplexes in verschiedenen Rot- und Goldtönen aufleuchten.

Von Westen her näherte sich eine weitere Gewitterzelle – es war inzwischen gegen 21 55 Uhr geworden – und ich sagte zu den verbleibenden Besucher auf der Plattform des Aussichtsturmes, ich würde ihnen gerne empfehlen nun den Turm zu verlassen. Kurze Zeit später schlugen vor uns in der Ebene um Rapperswil herum die positiven Bodenblitze ein (siehe Videoouttakes unten).

CG beim Einschlag in Jona erwischt…

Blitzeinschlag in den Zürichsee, mit Spiegelung auf der Wasseroberfläche.

Wunderschöne, auch eher seltene Blitzstudie: eine senkrechte Fangladung nach oben, trifft auf eine schräge Fangladung aus den Wolken (im Knick). Die orange aufleuchtende Stelle am unteren Ende des Blitzkanals dieser positiven Entladung, deutet in der Regel auf ein in Sekundenbruchteilen aufflammendes Feuer beim Einschlag in einen Baum, oder in ein Haus hin.

Das Gewitter zieht in Rischtung Appenzellerland….

Ein nach oben hin aufgefächerter Blitz ist immer positiv (Ladung) und wie im Bild von einem erhöhten Punkt ausgehend (Stange, Turm usw.). Da es sehr dunkel war, kann ich nicht sagen, wo der Blitz genau eingeschlagen hatte. Es könnte der Säntis-Messturm gewesen sein….

Um 22 20 Uhr schrieb der Meteorologe Markus Pfister im Schweizer Sturmforum einen Beitrag und fügte die ersten Blitzbilder (Outtakes aus Videos) hinzu (Bild unten):

Starke Erdblitze in Appenzell (Gäbris). Bild Markus Pfister

Schweizer Sturmforum, Beitrag von Markus Pfister mit Blitzbildern

Er schrieb, es habe Blitze mit Stromstärken von 213, 295, 322 und sogar 409 kA gegeben. Das sind aussergewöhnliche Werte; ….. „….und in den Augen glüht es nach“ bemerkte er zudem. Dieses Gefühl kenne ich auch!

Die Blitze seien so stark gewesen, dass das Haus ein paar Mal gezittert habe, schrieb Pepe14 kurze Zeit später.

Schweizer Sturmforum Pepe14

Dr. Willi Schmid hatte von seinem Balkon aus auch freie Sicht auf die von der Abendsonne beschienenen Zelle über Reichenburg / Alpstein (Foto unten)

Himmel in Flammen! Foto Dr. Willi Schmid. Zitat: „Die Färbung war abartig!“

Schweizer Sturmforum, Dr. Willi Schmid (Foto Reichenbach-Zelle)

Ein User im Forum (zti) schrieb: „Sogar 500kA um 22.26 bei den Koordinaten 757/241 (Kt. St.Gallen , Rheinthal)“. Solch starke Blitze sind ausserordentlich selten. Ich werde diese einmal recherchieren.

Schweizer Sturmforum zti

Der Radarloop des Donnerradars zeigt die Gewitterentwicklung am Abend in der Linthebene und in der Ostschweiz zwischen 20 05 Uhr und 22 25 Uhr sehr deutlich:

Schweizer Sturmforum, Post von Dr. W. Schmid mit Radarloop

Erster kurzer Bericht von mir:

Schweizer Sturmforum Beitrag Cyrill Steiger

Erweiterter Chasingbericht von mir:

Schweizer Sturmforum Beitrag Cyrill Steiger Chasingbericht

Zugbahn der Hagelzelle mit den veränderten Hagelgrössen (Quelle kachelmannwetter.com):

Zugbahn des Hagelgewitters

Tinu’s Seitenhierb an die Meteo Schweiz, am 19.06.2019, 21 59 Uhr:

Schweizer Sturmforum, Beitrag Tinu (Kritik zur App von MeteoSchweiz)

Er schrieb, soeben habe er vor 30 Sekunden (um ca. 21 59 Uhr) via App eine Gewitterwarnung von MeteoSchweiz auf sein Handy erhalten. Sein Fazit (Zitat): „….völlig unbrauchbar….“. Das Gewitter war in Männedorf, wo er wohnt, in vollem Gange!

FM1 today: „Heftige Gewitter in St. Gallen“:

FM1 Bericht

Blitzdichte-Karte:

Was ich bis jetzt im Zusammenhang mit der Blitzrecherche ermitteln konnte, ist schon sehr aussergewöhnlich. Der eine positive Blitz um 22:26:56 Uhr, der südlich von der Ortschaft Eichberg in den Wald beim Huberberg einschlug, besass eine gewaltige Stromstärke von 398’000 Ampère, die sich in zwei Kanälen entlud. Genau gleichzeitig ging auf österreichischem Terrain, neben der Sebastian-Kneipp Strasse, zwischen Nofels und der Staatsgrenze zu Lichtenstein ein weiterer Ast des selben Blitzes nieder, mit einer Stromstärke von 227’000 Ampère. Die einzelnen Entladungen, die für die Berechnung der Gesamtblitzstärke zusammengerechnet werden müssen, ergeben eine Summe von 615 kA! Das ist unfassbar; aus meiner Sicht und Erfahrung mit grösster Wahrscheinlichkeit ein neuer Rekord!

195 kA (kachelmannwetter_blitze)

203 kA (kachelmannwetter_blitze)

227 kA (kachelmannwetter_blitze)

Ein weiterer, extrem starker positiver Blitz entlud sich rd. eine halbe Minute vorher, um 22:26:18 Uhr bei Rüthi (SG), nordwestlich vom Tobelbach in der Nähe der serpentinenartigen Passstrasse.

500 kA (kachelmannweter_blitze)

Quelle: Google Maps_Rüthi SG, Tobelbach

Etwas mehr als nur zwei Minuten später, um 22:29:06 Uhr zuckte ein weiterer, gewaltiger positiver Blitz vom Himmel. Zwei Kanäle gingen in den Wald beim Kobelwiserbach und ein dritter Kanal gleichzeitig etwas südlich vom Forstseeli, an der Grenze der Kantone St. Gallen und Appenzell Innerrhoden nieder.

270 kA (kachelmannwetter_blitze)

39 kA (kachelmannwetter_blitze)

265 kA (kachelmannwetter_blitze)

Es ergibt sich somit eine Gesamtblitzstärke von 574’000 Ampère (574 kA) – unglaublich!

Um 22:27:39 Uhr ging bereits etwas südöstlich des Forstseelis ein ebenso gewaltiger positiver Blitz nieder.

287 kA + 304 kA + 29 kA =620 kA!!!

Um 22:28:25 Uhr ganz in der Nähe ein einzelner Kanal mit einer Stärke von 434 kA.

Übersicht Rheintal 22:25 Uhr bis 22:35 Uhr:

Übersicht Rheintal, 19.06.19, 22:25 Uhr – 22:35 Uhr (kachelmannwetter_blitze)

Solche extreme Blitzstärken im Voralpenraum sind äusserst selten!

Danksagung:

Vielen Dank an alle die lieben Menschen, die mich nach dem Hirninfarkt vor 5 3/4 Jahren und den darauffolgenden, schweren Krankheiten und Schicksalsschlägen moralisch unterstützt haben und mich darin bekräftigten meine „alte“ Form wieder zu finden. Daniel G. und Sibylle C. glaubten immer daran, wie einige wenige Ärzte, dass ich den Rückweg schaffe und Frau Dr. G.H. meinte in der Besprechung vom 19.06.2019 um ca. 13 30 Uhr zu mir, ich müsse wieder der mir vorhandenen, ausgeprägten Intuition mehr Vertrauen schenken. Das tat ich und entschied mich kurz vor dem Rondell bei Hinwil nicht nach Hause zu fahren, sondern meiner Intuition zu folgen, die mir deutlich kurz nach Mittag zuraunte, ich solle auf den Bachtel gehen und die abendlichen Gewitter über dem Alpstein abwarten und fotografieren. Es ist mein persönlicher Rekord in diesen 22 Jahren, in denen ich Gewitter jage, während rd. 8 Stunden bei dem Ort mich zu positionieren, an dem ich die konvektive Entwicklung mit Blitz und Donner erwartete – und ich danke Gott für dieses Geschenk, eine der aus meiner Sicht prachtvollsten und schönsten Gewitterwolken in all den Jahren ablichten zu dürfen. Natürlich spielten Erfahrung und meteorologisches Fachwissen auch mit eine Rolle. Aber die Intuition war schon immer mein bester Ratgeber!

In dieser Form der Natur zu begegnen und ihr die letzten Geheimnisse zu entlocken, hat etwas magisches und gehört ohne Zweifel zu meinen spannendsten Abenteuern, die ich in meinem Dasein hier auf der Erde erleben durfte.

 


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