Tinnitus – Einfach nicht hinhören?
Reduktion des subjektiven „Schallpegels“, sowie des Leidensdrucks durch Ohrgeräusche
Gemäss einer Statistik soll jeder vierte Deutsche einmal im Leben vorübergehend, oder dauerhaft von einem Tinnitus geplagt worden sein, wobei dieser lediglich bei deren 10% (also 4% der Bevölkerung) als chronisch eingestuft werden kann. Da es sich beim Tinnitus nicht um eine eigentliche Krankheit, sondern streng genommen um ein Symptom von verschiedenen pathogenen Ursachen, sowie akustischen Einwirkungen von aussen handelt, sind bei einer Anamnese die Auslöser genauestens abzuklären. Prof. Dr. H.P. Zenner von der Universitätsklinik Tübingen hat dafür eine Systematik für Entstehungsmechanismen von Tinnitus erarbeitet, ein Kompendium der verschiedenen Modelle, wie auch den diesen zuweisbaren Formen der Kompensation, bzw. Dekompensation der Betroffenen. „Die Systematik eignet sich zur wissenschaftlichen Verständigung zur Vermittlung von Tinnitusmodellen an den Patienten im Rahmen des Tinnitus-Counselling sowie als Basis für eine rationale Tinnitusdiagnostik und -therapie.“ (ebenda) Grundsätzlich werden objektiver und subjektiver Tinnitus voneinander unterschieden, wobei Ersterer durch einen HNO-Spezialisten (Hals-, Nasen-, Ohrenarzt) durch messbare Geräusche beim Durchfluss des Blutes in Arterien in der Umgebung des Ohres (otoakustische Emmissionen), oder bei einer Hirnstammaudiometrie festgestellt werden kann. Bei anhaltenden Beschwerden beim Patienten führen weitere Untersuchungen zu einer diagnostischen Eingrenzung, wonach es wiederum verschiedene therapeutische Massnahmen zur Milderung der Symptome, bzw. zur Heilung der Ursachen gibt, die hier nicht erschöpfend erwähnt sind. Der subjektive Tinnitus ist verbreiteter, wobei dieser auch von HNO-Spezialisten nicht objektivierbar ist. Bei einer Anamnese sind also nicht nur die Umstände zu berücksichtigen, die zum Tinnitus geführt haben, sondern auch der vom Patienten eingeschätzte Geräuschpegel, der meist höher liegt als bei den Hörtests ermittelten Lautstärken durch externe Beschallung. Dabei ist zu erwähnen, dass Hörgeschädigte, oder Gehörlose ebenfalls von einem Tinnitus beeinträchtigt werden können, dieser nicht selten nach einem Hörsturz auftritt und aufgrund fehlender Referenz zu äusseren Schallquellen nicht eindeutig einem Pegel zugeordnet werden kann. „Einfach nicht hinhören!“ ist einer der lapidarsten Sprüche, die sich Betroffene von Leuten sagen lassen müssen, die glauben gute Ratschläge, oder wirksame Hörtaktiken zu kennen. Beflissentlich blende ich sie wenn möglich aus, da sie – manchmal sogar gut gemeint – keinerlei wirksame, therapeutische Wirkung erzielen. Selbst HNO-Spezialisten sind manchmal geneigt zu behaupten, die empfundene Geräuschamplitude und somit die Lautstärke beim Tinnitus sei nur von der seelischen Verfassung abhängig, was von einer gewissen Ignoranz zeugt. Darauf bezogen stelle ich keineswegs in Frage, wonach Stress und Entspannungsmethoden Tinnitus erhöhen oder verringern können. Ich gebe lediglich zu bedenken, dass in der Folge des Muskeltonus die Blutzirkulation beschleunigt, oder reduziert wird, ursächlich durch unsere psychische Verfassung. Primär dürfen die verschiedenen Erklärungsmodelle gelten, welche zusammengefasst und gelistet als Hauptursachen für Tinnitus fungieren. Dabei stehen u.a. im Vordergrund:
Tinnitus: Ursachen, Symptome, Behandlung
a.) Knalltrauma (akustische Einwirkung / Schalldruck). Zu laute Musik.
b.) Innenohr- und Mittelohrenentzündung
c.) Fehlstellung oder Verletzung der HWS (Halswirbelsäule)
d.) psychische Erkrankungen
e.) Serumen (Pfropfen von Ohrenschmalz im Gehörgang), oder Fremdkörper im Ohr.
Man unterscheidet generell vier Schweregrade von Tinnitus, wobei die geringste Form der Stufe I von Betroffenen gut kompensiert werden kann. Während bei der Stufe II die Kompensation bereits schwieriger wird, ist der Leidensdruck bei Patienten mit den Stufen III und IV bereits erheblich, bis absolut extrem. Die Lebensqualität der Betroffenen ist massiv beeinträchtigt.
1968 war ich mit meiner Mutter auf der Rigi in den Ferien, als nach einer Mittelohrenentzündung ein permanentes Geräusch sich in den Ohren bemerkbar machte. Ein Brummen und zwei unterschiedliche Pfeifftöne mit seher hohen Frequenzen begleiteten mich fortan und als ich einige Jahre später in die Pubertät kam, erfuhr ich, dass es sich um einen Tinnitus handelte. Alsbald fand ich heraus, auf welche Geräuschquellen ich empfindlich reagierte und weshalb. So verstärkte z.B. das Brummen eines Kompressors an einem alten SIBIR-Kühlschrank den Tinnitus um ein Vielfaches und der kurze, hohe Pfeifton bei einem alten TV-Gerät, der beim Ausschalten der Bildröhre ertönte unterstützt meinen Tinnitus im hochfrequenten Bereich. Durch den Physikunterricht im Gymnasium, konnte ich mir schliesslich erklären, weshalb identische Schwingungen bei dessen Überlagerung sich in Bezug auf die Amplitude potenzieren. Doch liess es in den späten 80er-Jahren wiederum die Frage offen, weshalb ich vereinzelt die damals neuartigen Marderwarner bei Fahrzeugen ebenfalls hören konnte, die durch den enormen Schalldruck bei mir stichartige Schmerzen verursachten. Leider nur weit entfernt in meiner Erinnerung taucht ein Gespräch mit einem Arzt auf, der erstaunt sagte, ich hätte (mit etwa 21 Jahren) einen Hörumfang bis 22’000 Hertz, was überdurchschnittlich ist. Geräuscharme Kompressoren bei modernen Kühlschränken und das Wegfallen von Bildröhren bei TV-Geräten hat der Leidensdruck verringert. Aber in der Nähe von Bergamo filmte ich einmal in den Olivenhainen Norditaliens die wunderschöne Gegend, während in der flirrenden Sommerhitze Zikaden zirpten. Der Tinnitus schwoll unter diesen impertinenten Geräuschen rasch an und ich flüchtete ins Auto. Der Versuch wegzuhören und gezielt das Geräusch auszublenden misslang, wonach ich die Videosequenz sogar komplett löschen musste.
Natürlich kennt jeder Mensch die „auditive Diskrimination“, vor allem, wenn man sich beim Gegenüber im Gespräch kein Gehör verschaffen kann. Geläufiger ist die selektive Wahrnehmung, die nicht nur vom Unterbewusstsein gesteuert wird. Einfach nicht hinhören? Geht das? Bei Schweregrade der Stufe III und IV ist die Dominanz des Ohrgeräusches so hoch, dass z.B. die normale Lautstärke einer Stimme innerhalb eines durchschnittlich beschallten Hörfelds nicht mehr wahrgenommen werden kann und ein normales Telefongespräch nicht mehr möglich ist. Meine Antwort ist also klar, Nein. Nicht hinhören funktioniert nicht!
Bereits vor mehr als 20 Jahren entwickelten Forscher ein Gerät zur Maskierung (siehe „M“) der Tinnitusgeräusche. Doch bei einem gespreizten Frequenzumfang von Brumm- und Pfeifftönen soll das Gerät kaum Wirkung zeigen. So lebte ich Jahrzehnte mit einem Tinnitus, mit dem Schweregrad der Stufe I bis II, den ich weitgehend kompensieren konnte. Subjektiv laut (ohne Trigger) war er nur in absoluter Stille, wie ich sie 1993 in der libyschen Wüste erlebte. Der Durchschnittswert lag bei etwa 20 db, einem Lärmpegel entsprechend von „Ruhe im Radiostudio“ (siehe Link), oder „Atemgeräusch“ (25 db).
Im Spätsommer 2014 erwachte ich eines Morgens in meinem Bett und konnte mich nicht mehr bewegen. Jegliche vom Hirn willentlich an die Körperteile gesandten Befehle versagten. Das war ein beängstigender Moment. Rückwirkend ist es mir kaum mehr möglich mich genau daran zu erinnern, wie ich einige Stunden später in den Notfallstation kam und behandelt wurde, damit ich mindestens wieder einigermassen gehen konnte. Tags darauf ging ich ambulant zu einem Chiropraktor in Winterthur. Nach zwei aufeinander folgenden Behandlungen war ich wieder soweit mobil, dass ich mich fast wie gewohnt bewegen konnte. Durch eine Art Blockade der LWS (lumbaler Bereich) auf Höhe von L5/L6 war der gesamte Körper in eine eigenartige „Starre“ verfallen, die mit einigen chiropraktischen Handgriffen gelöst werden konnten. Natürlich war ich zunächst etwas erstaunt, als dieser Arzt mir von der neuartigen Craniosakralmethode aus den USA erzählte, die er dort erlernt haben will. Irgendwie leuchtete mir diese energieausgleichende Behandlungsform damals ein, arbeitete ich doch Jahre zuvor selber erfolgreich mit aufeinander abgestimmten Legemustern von Steinen (Halbedelsteine und Mineralien). Dabei werden einander gegenüberliegende Chakren in die Balance gebracht. Es gilt den Körper und dessen Energiefelder zu harmonisieren und eine Heilwirkung einzuleiten. So verbindet sich z.B. das Scheitelchakra mit dem Basischakra, wie bei einem Baum die Krone mit der Wurzel; und die Spiritualität vermählt sich mit dem Urvertrauen – zumindest ist dies das erklärte Ziel solcher Lehren (Chakren öffnen)
Überdies hatte ich in Erinnerung, dass meine Mutter von dieser „Schädel-Kreuzbein“ (Cranio-Sacral)-Methode in den höchsten Tönen zu Lebzeiten schwärmte. Vielleicht wären mir gleich zu Beginn Zweifel aufgekommen, wenn ich schon damals Fachartikel im Internet gelesen hätte, da die Wirksamkeit dieser Methode wissenschaftlich kaum belegt ist. So manipulierte dieser Chiropraktor von Anfang an ergänzend zu L5/L6 (später sogar L7) die Wirbel C3/C4 (später C2 und Atlas), wonach zunächst ein eigenartiges Blubbern im Ohr links entstand, sowie ein kompletter Hörsturz folgte. Wieder (manipulativ) „eingerenkt“ klemmte er in der Folgebehandlung zwischen C3 und C4 Gefässe (oder ein Nerv) ein, wodurch ich nur knapp 2 1/2 bis 3 Stunden nach der Behandlung einen folgenschweren Tinnitus der Stufe IV erlitt. Ein erst darauf gemachtes Röntgenbild der HWS zeigte eine fortgeschrittene zervikale Diskushernie (C3/C4). Dort ist schliesslich der Ursprung der nach der Behandlung auftretenden Ohrgeräusche zu suchen, die so extrem waren, dass sie mit geschätzten 80 db zuweilen den Verkehrslärm an einer stark befahrenen Kreuzung (Deutweg in Winterthur) maskierten. Dank der Möglichkeit einer sofortigen Anmeldung bei Dr. Stefan Schumacher – ich war in seiner neuen Praxis in Winterthur sein erster Patient – und der unmittelbaren Indikation von Spiricort (einem corticoidhaltigen Medikament), konnte kurzfristig mein Tinnitus auf ein eher erträgliches Mass reduziert werden. Corticoide, sowie andere Cortisol enthaltende Medikamente sollten nur kurze Zeit eingesetzt werden, da sich im Gewebe schnell Wasser ansammelt.
Wenige Wochen später bekam ich plötzlich Herz-Rhythmusstörungen, Diastolen- und Systolenausfälle. Ich bestellte sofort ein Taxi, der mich ins Triemlispital in die Notaufnahme brachte, als ich dort in der Gegend unterwegs war. Das sollte sich aus heutiger Sicht als Segen erweisen, denn die Ärzte verabreichten mir zur Beruhigung ein Temesta 1 mg Expidet, ein Psychopharmaka, welches innerhalb von rd. 20 Minuten unerwarteterweise meinen Tinnitus auf ein relativ tiefes Niveau setzte. In den darauffolgenden Testreihen, in Absprache mit einem Arzt, ergaben sich wiederholt die selben Effekte, die unterschiedlich lang anhielten, d.h. sie bis zu einer Dauer von 72 Stunden eine Reduktion des subjektiven Schallpegels herbeiführten. In den Monaten danach entwickelte ich eine Theorie, welche ich danach Dr. Stefan Schumacher präsentierte und er diese für äusserst plausibel hält. Grundsätzlich geht es um die Erkenntnis der Wellenmechanik und dessen Resonanzverhalten in liquiden Stoffen. Denn durch die gefässerweiternde Wirkung von Temesta wird der Blutdurchfluss in den Gefässen verlangsamt und man darf von folgendem Prinzip ausgehen:
„In Abbildung 8.99 ist skizziert, wie eine Schallwelle in zwei Anteile aufgespalten wird, wenn sie vom Medium 1 an einer Grenzfläche in ein neues Medium 2 übertritt. Relevant für die Ausbreitung von Schallwellen sind, wie wir gesehen haben die Materialkonstanten Dichte ρi, Elastizitätsmodul Ei bzw. die Ausbreitungsgeschwindigkeit vi =pEi/ρi (i = 1,2) in den verschiedenen Medien. In der Nähe der Grenzfläche überlagern sich nach dem Superpositionsprinzip die einlaufende Welle und die reflektierte Welle, die sich im gleichen Medium in entgegengesetzter Richtung bewegen.“