Eosinophile Kolitis – Wenn das „zweite Gehirn“ rebelliert
Eine völlig unterschätzte, lebensbedrohliche Magen-/ Darmerkrankung
„Aber man geht doch nicht wegen jedem Wehwehchen zu Arzt!“. So klingen Verlautbarungen jener Menschen, denen wir alle sicher mindestens einmal im Leben schon begegnet sind, welche sich auch ohne Fachkenntnisse Urteile über Dinge anmassen, von denen sie keine Ahnung haben, oder jene, die schlicht kategorisch bagatellisieren, weil sie ihrer Weltsicht treu bleiben wollen, den Menschen als jene Spezies zu sehen, die sich in allen Lebensbereichen zu wichtig nimmt. Dieses Thema nun hier auszuschlachten, würde eine seitenweise Debatte eröffnen, über fachliche und soziale Kompetenz. Das wollen wir an dieser Stelle vermeiden und eher darauf hinweisen, dass seitens der Ärzte ein grosses Interesse daran besteht Krankheiten und Leiden in der Bevölkerung zu erfahren, um dadurch die Prävalenz in einer bestimmten Population ermitteln zu können. Natürlich gehe auch ich nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt, was ich aber grundsätzlich selber einschätze und mich von anderen nicht beirren lasse.
Ein 62-jähriger, guter Freund eines Bekannten von mir, der sich einer guten Gesundheit erfreute, wurde im Frühling 2017 plötzlich krank und litt unter starkem Durchfall. „Magen-/ Darmgrippe“ lautete die Diagnose seines Hausarztes, der ein paar Medikamente verschrieb, gute Heilungschancen prophezeite und mit beschwichtigenden Worten sagte, so eine vom wässrigen Durchfall begleitete Influenza sei für die Jahreszeit nicht selten. Wenige Tage später verstarb der stattliche Mann, worauf die geschockten, trauernden Angehörigen sich die Frage stellten, weshalb unerwartet der Tod eingetreten war und sofort eine Obduktion durchführen liessen. Der pathologische Befund: eine eosinophile Kolitis. Der Hausarzt hatte sich geirrt.
Nur knapp 2 Monate zuvor lag ich auf der Abteilung Gastroenterologie des Kantonsspitals in Winterthur, nachdem eine Koloskopie und andere Untersuchungen durchgeführt worden waren, während ich so geschwächt war, dass ich mich nur – wenn überhaupt – im Rollstuhl fortbewegen konnte. Der Oberarzt, der Chef-Gastroenterologe, bog mit wehendem, weissen Kittel um die Ecke ins Zimmer, gefolgt und begleitet von seiner Entourage an Assistenzärzten und Pflegepersonal. „Herr Steiger, Sie haben eine eosino..ähh..Dingsbums Kolitis.“ meinte er zerstreut und ging womöglich davon aus, mein Wissensspektrum würde sich weder schmälern, noch erweitern, wenn er aus purer Unachtsamkeit den korrekten Namen nicht gerade präsent habe und mich mit „Dingsbums“ vertröste. Wie immer gut informiert, getraute ich mich höflich und bestimmt seine Aussage zu berichtigen: „Eosinophile Kolitis, Herr Doktor. Ich weiss es bereits.“ „Ja genau.“ begegnete er knapp. Das vor wenigen Jahren eingeführte Schweizer Gesetz der Patientenpauschale lässt grüssen: Ärzte sparen ihren Atem und demgemäss auch Worte. Oberarztvisiten passieren in der Regel gehetzt und die meist fraglosen, stummen Studenten und Auszubildende stehen daneben. Ein Rang tiefer war die Assistenzärztin aus der Ukraine, die entsprechend des zur Verfügung stehenden Budgets mich im Vorfeld länger befragen konnte und nun vor dem Chef murmelnd und unverständlich auf Englisch eine Zusammenfassung der Befunde präsentierte. Sie redete wirr. Der Oberarzt zog die Brauen hoch und gewährte mir meinen Einspruch, den ich aus dem Spitalbett heraus mit eindeutigen Handzeichen zu erkennen gab: „Time-out! Time-out! Erlauben Sie mir eine kurze Übersicht.“ Er grinste. Sie deckte sich weitgehend mit seinem bisherigen Informationsstand und wir besprachen schliesslich die Medikation, da Imodium lingual, mit Aufnahme über die Schleimhäute, aus meiner Sicht erfolgreicher sein müsste, als Loperamid, was er sofort nach meinem Wunsch indizierte, ich aber über meine Apotheke (Adler-Apotheke in Winterthur) beziehen musste. Im Zusammenhang mit Buscopan, das ich gegen die Bauch- und Magenkrämpfe nehmen musste, entstand ein Pingpong-Effekt, da Buscopan den Durchfall förderte.
Rd. 10 Tage vorher schleppte ich mich von zuhause bis zum Garagenplatz, gestützt von einem Taxichauffeur, der mich mit dem Taxi in die Notaufnahme des KSW brachte. Mir wurde sofort ein Rollstuhl gebracht. Unmittelbar danach war ich von einem Ärzteteam umringt und ich wurde gründlich untersucht (inkl. Ultraschall). Eine Infusion wurde gesteckt und eine Salzlösung angeschlossen. Zudem sagte man mir, dass ich u.a. diese blauen Kaliumtabletten nehmen müsse, weil die Kaliumwerte im Blut schon sehr tief seien. Sie nannten mir den Sollwert von 3,5 – 5,0 mmoll/l und gaben zu bedenken, er bewege sich stetig sinkend auf die 2,1 mmoll/l-Marke zu; ich müsse also unverzüglich diese Tabletten zu mir nehmen, der untere Grenzwert liege bei 1,8 mmoll/l. In der Brust spürte ich Herzrhythmusstörungen, Ausfälle von einzelnen Diastolen und Systolen. Da hatte ich eine Intuition, dass ich sterben würde, wenn ich nicht sofort intravenös eine Kaliumlösung bekäme. Ich rief der Krankenschwester, die klärte dies sofort mit dem Arzt und meinem Wunsch wurde sofort nachgekommen, was offenbar in einer sehr kritischen Phase geschah, wie mir meine spätere Ärztin sagte, denn nach neusten Forschungsergebnissen liege der Grenzweit bei 2,0 mmoll/l. Das war eher knapp!
„Kalium ist ein Mineralstoff und wichtiges Elektrolyt im menschlichen Organismus.“ heisst es auf einer Internetseite (Lifeline Gesundheitsportal_ Kalium). „Kalium regelt unter anderem den Flüssigkeitsgehalt und die Erregbarkeit der Zellen. Vor allem für das Funktionieren des Herzmuskels und den Blutdruck spielt es eine entscheidende Rolle,…“ Es kann also durch Kaliummangel und bei Unterschreitung des Mindestwertes von 2,0 mmoll/l zu einem Herzstillstand und einem generellen Infarkt kommen. Die durchgeführte Koloskopie und die Untersuchung des Stuhls ergab einen Befund von einer entzündlichen Darmwandinfiltration mit eosinophilen Granulozyten, wobei dieser Abwehrstoff aus dem körpereigenen Immunsystem in der Blutuntersuchung einen IgE-Wert um den Faktor 10 angab, was viel zu hoch ist. Leider ist im Internet eher wenig Literatur zum Thema Eosinophile Kolitis vorhanden (Altmeyers Enzyklopädie) auf Deutsch, wie auch auf Englisch (hindawi_journals_gastroentorology) .
„Eosinophilic colitis is a rare form of primary eosinophilic gastrointestinal disease that is poorly understood.“ heisst es bei hindawi-journals (siehe Link oben).
„Die eosinophile Kolitis ist eine seltene entzündliche Darmerkrankung unklarer Ätiologie, die dem Formenkreis der eosinophilen Gastrointestinopathien zuzuordnen ist. Ursächlich ist eine Darmwandinfiltration mit eosinophilen Granulozyten, die eine unspezifische Entzündungsreaktion unterschiedlichster Lokalisation, Ausdehnung und Morphe induziert. Es können pseudopolypöse Lumeneinengungen mit Ileussymptomatik, Darmwandintussuszeptionen oder Perforationen resultieren.“ (siehe Link unten)
Die eosinophile Kolitis – eine seltene Differentialdiagnose des rechtsseitigen Unterbauchschmerzes
Die Ursachen der Krankheit (Ätiologie) eosinophile Kolitis sind bis anhin noch nicht ausreichend verstanden worden (poorly understood). In einem der neusten Artikel in der „Medical Tribune“ vom März 2019, titelt Dr. Dorothea Ranft „Eosinophile Erkrankungen des Magen-Darm-Trackts werden oft übersehen“. War das der Grund, weshalb der weiter oben erwähnte 62-jährige Mann sterben musste, weil der Hausarzt bloss ein grippaler Infekt vermutete? In der „Medical Tribune“ heisst es: „Diagnostiziert werden sie jedoch nach wie vor selten. Denn oft sind sie klinisch kaum von anderen Erkrankungen zu unterscheiden.“ Und weiter: „Patienten mit eosinophiler Gastroenteritis bzw. Kolitis klagen vor allem über Bauchschmerzen, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust und Diarrhö.Die Symptome verlaufen meist chronisch rezidivierend, können aber auch fulminant unter dem Bild eines akutes Abdomens auftreten.“
Eine der ersten Fragen während der Anamnese durch den Arzt auf der Station in der Abteilung Gastroenterologie betrifft die Abklärung in Bezug auf kürzlich durchgeführte Reisen in den Tropen, um zu ermitteln, ob allenfalls im Darm mitgeschleppte Parasiten (Würmer) ausfindig gemacht werden können. „Eiersuche…“ einmal anders. (Medical Tribune).
Eine parasitäre Ursache konnte ausgeschlossen werden, was auch die Stuhluntersuchung ergab.
Die zweite, gleich anschliessend gestellte Frage betraf die Lebensmittelunverträglichkeit, z.B. Laktoseintoleranz (Milch) und Weizenallergie. Unter dem Titel „Kinderarzt räumt mit gastroenterologischen Mythen auf“ wird ein sehr kritischer Blick auf dieses Thema geworfen – Zitat: „Kinder lieben Märchen. Einige Fachärzte offenbar auch.“ Ich kannte bis zum ersten Auftreten der Symptome der später diagnostizierten eosinophilen Kolitis keine allergischen Reaktionen in Bezug auf Nahrungsmittel. Natürlich veränderte es sich im Verlauf der Episode und als ich bis kurz vor der Einlieferung ins Spital kaum noch etwas zu mir nehmen konnte und extrem an Gewicht verlor, verlangte ich danach im KSW nach einer Ernährungsberaterin, die mir kurz und bündig mitteilte: „Herr Steiger, Sie können alles essen.“ Auch hier werden viele Worte am falschen Ort gespart, womöglich dank der eingeführten Patientenpauschale. Auf dem Speiseplan am Abend stand „Käseteller“; „na ja, lasse nichts unversucht“ dachte ich und ass ein paar Bissen. Wenige Minuten später fand ich mich mit einem akuten Abdomen auf dem Toilettenboden in Embryonalstellung vor Schmerzen gekrümmt wieder, auf der Schmerzskala bis 10 sicher mit einem 9 – 9,5 und ich dachte einen Moment lang an die Wehen gebärender Frauen, die sich so in dieser Region der Skala bewegen müssten. In dessen Folge verzichtete ich auf eine Ernährungsberatung im KSW und begann im Verlauf der Episode zu überlegen, wie ich einen schrittweisen Aufbau selber lancieren könnte (siehe weiter unten, Thema „Moodfood“).
Neben einigen weiteren Ursachen, welche im Verdacht stehen eine eosinophile Kolitis auszulösen, gelten Asthma, Heuschnupfen, Neurodermitis usw., sowie Sekundärerscheinungen durch Drogenmissbrauch u.ä. In meinem Fall sind solche Überlegungen vernachlässigbar.
Ist das eigene Immunsystem gestört, kann es durch die Abwehr zur Eigenintoxikation kommen: „Eosinophile (genauer eosinophile Granulozyten) sind weiße Blutkörperchen, die bei der Antwort des Körpers auf allergische Reaktionen, Asthma sowie Infektionen mit Parasiten eine wichtige Rolle spielen.“ (MSD Manual)
Kurzer Abriss zum Verlauf meiner eosinophilen Erkrankung – ein Rückblick:
Als leidenschaftlicher Hobbykoch entwickelte ich bereits vor vielen Jahren eigene Rezepte, die ich auf einer deutschen Internetplattform (kochbar.de) teilweise veröffentlichte. Entsprechend meiner eigens entwickelten Ernährungslinie unter der Bezeichnung „Moodfood“, nenne ich mich dort als mehr oder weniger aktives Mitglied und wurde aufgrund einiger beachtenswerter Rezepte am 19.09.2016 und 24.10.2016 mit den Auszeichnungen „Koch der Woche“ und mit „Rezept der Woche“ ausgezeichnet. „Moodfood ist gesund und macht glücklich“; so lautet die Botschaft und es war von daher bereits auszuschliessen, dass ich mich falsch ernähren würde, als ich gegen Ende Jahr zunehmend wässrigen Durchfall bekam. Der Verlauf der Erkrankung war schleichend und es ging eine ganze Weile, bis ich zu meinem Arzt ging, denn wie eingangs erwähnt, gehe auch ich nicht wegen einem „Wehwehchen“ zum Onkel Doktor und bei einer subjektiv eingeschätzten, normalen Diarhoe, welche aus eigener Erfahrung oft einen grippaler Infekt begleitet, ist zunächst ein Mittel indiziert, das die Symptome lindert. Rückwirkend betrachtet hätte ich sicher schneller reagieren und Abklärungen durch einen Gastroenterologen durchführen lassen müssen. Aufgeschreckt hat mich erst jener Tag, als beim Stuhlgang soviel frisches Blut rektal in die Toilette floss, wie bei einer starken Menstruation bei einer Frau. Die Bedenken verstärkten sich, mit zunehmender Häufigkeit der Stuhlgänge und als eine pechschwarze Flüssigkeit in beachtlichen Mengen sich wiederholt ins Blut mischte, sowie kleine Hautfetzen mit einer Grösse von rd. 1 – 2 cm2. Frau Dr. I.W. sah dies als Bagatelle an. Ich wechselte die Ärztin und liess mir von Dr. T.B. Imodium lingual verschreiben, nach einer vorläufigen Anamnese, die als ausreichend erschien. Sie teilte meine Meinung, mich baldmöglichst bei einem ambulanten Gastroenterologen anzumelden, mit einer Wartefrist von mehreren Wochen. Diese hätte bei einer nicht akuten Situation beim KSW möglicherweise genauso lange gedauert. Die Symptome wurden immer gravierender und ich kündigte Dr. T.B. telefonisch an, dass ich bei diesem schlechten Verlauf möglicherweise hospitalisiert werden müsse, was sie zunächst für abwegig hielt und mir Buscopan gegen die Magenschmerzen verschrieb, was ich mit dem Medikament Imodium zusammen regelmässig einnahm. Bald wusste ich nicht mehr, was ich trinken und essen könnte, da ich die meisten Getränke und Lebensmittel innerhalb kurzer Zeit wieder ausschied. Die Darmentleerungen häuften sich; in Spitzenzeiten bis zu 20 am Tag, manchmal bis zu 4 pro Stunde! Jede „Sitzung“ dauerte etwa 11 Minuten und das Putzen der Toilette rd. 2 Minuten. Ich war also während 52 Minuten jede volle Stunde nicht in der Lage andere Tätigkeiten auszuführen und wenn man noch die rd. 2 Minuten in jeder Stunden dazuzählt, die ich benötigte, im Flur im Kasten schnell neues Toilettenpapier zu beschaffen, blieben mir genau 6 Minuten je Stunde für Beschäftigungen, die nicht im direkten Zusammenhang mit der Kolitis standen. Allein lebend musste ich mir auch eine Strategie für den Einkauf entwickeln, denn das kürzeste Zeitfenster von einer Darmentleerung zur nächsten dauerte rd. 7 Minuten, in denen ich zum Parkplatz und danach in die Migros, oder in den Coop hetzen musste. Um einem allfälligen Malheur unterwegs vorzubeugen, kaufte ich Windeln für inkontinente Erwachsene, die ich aber auch nachts trug und ständig wechseln musste. Alarmierend waren nicht nur die ständigen Schmerzen, die Verweigerung der Nahrungsaufnahme, das Blut und die schwarze Galle im komplett wässrigen Stuhl, sondern die zunehmende Erschöpfung des Körpers, bei einer Gewichtsabnahme von rd. 28 Kilogramm innerhalb weniger Wochen. Kurz vor der Hospitalisierung konnte ich kaum mehr stehen, oder gehen. Im KSW war meine Mobilität auf den Rollstuhl beschränkt, nachdem ich die ersten Tage nur im Spitalbett verbrachte.
Über eine längere Zeit fand eine Dehydration bis zur Exsikkose statt. Einfach ausgedrückt, mein häufig auftretender Durchfall führte zu einer Entwässerung des Körpers und zum Ausschwemmen von Mineralsalzen wie z.B. Natrium. Im Verlauf der Krankheit kann es zu einer gefährlichen Perforation der Magenschleimhaut und Darmwand kommen (NDR_Abenteuer Diagnose_Eosinophile Kolitis) , sodass „der Darminhalt in die Bauchhöhle austritt. Die Folge ist dann eine lebensgefährliche Entzündung des gesamten Bauchraumes.“ Stücke der Darmwand hatten sich mit dem Stuhlgang bereits zuhause schon „verabschiedet“. Die notfallmässige Einweisung ins Spital war also sehr dringend. Nach dem Spitalaustritt am 03.03.2017 erhielt ich erst jenen Termin beim Gastroenterologen für die ambulante Behandlung, welche Frau Dr. T.B. für mich einige Wochen zuvor organisierte. Der Brief lag in meinem Briefkasten, während ich im KSW behandelt wurde. Den Termin benötigte ich deswegen natürlich nicht mehr.
Bis dahin war noch nicht klar, was der Grund für diese eosinophile Kolitis war (und das ist bis heute noch ein Rätsel). Infolge anhaltender, körperlicher Schmerzen (Glieder- / Kopfschmerzen) nahm ich über einen längeren Zeitraum von rd. 1 1/2 Jahren regelmässig das Schmerzmittel Mefenacid ein. Es ist u.a. bei entzündlichen Darmerkrankungen vom Hersteller kontraindiziert. Mir war zum damaligen Zeitpunkt nicht präsent, dass zu solch starken Medikamenten ein sog. Protonenpumpenhemmer (PPI) eingesetzt werden muss, wie das Medikament Pantoprazol. Es belegt im Magen die Schleimhaut mit einem Schutzfilm, wobei dessen Verätzungen durch den zu hohen Säuregehalt verhindert und die angesprochene Gefahr der Perforation vermieden wird. Ist es aber Sache des Patienten, sich um die Verschreibung von Pantoprazol zu kümmern, wenn auf dem Rezept des Arztes ein Pack Mefenacid mit 100 Stück verschrieben wurde, oder wäre es Aufgabe des Arztes gewesen, oder zumindest in der Verantwortung des ausgebenden Apotheke gelegen, mich über die vorsorgliche Kombination mit Pantoprazol aufzuklären? Ganz ohne Risiken ist auch die Einnahme von PPI nicht: „Die Einnahme von Protonenpumpenhemmern verringert die intragastrische Azidität – ein therapeutisch erwünschter Effekt, der jedoch auch mit Komplikationen einhergehen kann.“ (Wenn PPI zu lange eingenommen wird (Deutsche Apotheker Zeitung) Da ich parallel ein anderes Medikament sporadisch, wenn auch lediglich bei Bedarf, eingenommen hatte, ist es schwierig eindeutig auf eine Ursache zu schliessen.
Therapie:
Wie bei einigen hier eingebundenen Links zum Thema eosinophile Kolitis nachzulesen ist, existieren vorwiegend medikamentöse Therapieformen auf der Basis von Kortikoiden. Falls diese nicht zum Ziel führen, werden chirurgische Eingriffe vorgeschlagen, u.a. Verkürzung des Darms usw. Im Bereich der Alternativmedizin fand ich im Internet nichts, auch nicht zur Frage der Ernährung. Deshalb sehe ich mich veranlasst, hier über meine weitgehend sehr erfolgreiche Heilmethode zu berichten. Nur 1 3/4 Jahre nach dem Spitalaustritt gewann ich bei „kochbar.de“ mit einem Kochrezept von mir erneut eine Auszeichnung vom 03.12.2018 „Rezept der Woche“, was mir sehr viel bedeutet. Einerseits hat mir die unmittelbare Intervention durch einen schweizweit sehr bekannten Homöopathen geholfen, den ich aufbot, als ich nicht mehr weiter wusste. Andererseits hatte ich mich zu jenem Zeitpunkt schon genügend lange mit meiner eigenen Ernährungslehre beschäftigt, wonach ich meinen Mahlzeitenplan für den Aufbau selber zusammenstellen konnte. Nur wenige Behandlungen mit homöopathischen Mitteln waren notwendig, bis der Durchfall gestoppt wurde und sich die Magen- und Darmflora wieder soweit allmählich erholte, dass ich einige wenige Grundnahrungsmittel wieder essen und zumindest normales Wasser wieder trinken konnte.
Grundsätzlich ist ein Verständnis des Säure-Basen-Haushalts des Körpers eine wichtige Voraussetzung zur Genesung und Zitronensaft (basisch) wurde zu meinem ersten treuen Begleiter. Ein weiterer Punkt ist der weitgehende Verzicht auf unnötige Medikamente, wie zum Beispiel Buscopan. Mit etwas Experimentierfreude fand ich heraus, dass dieses im Magen und Darmtrakt krampflösende (Spasmen) Medikament durch frische (aber auch tiefgefrorene) Heidelbeeren (Blaubeeren) ersetzt werden kann, mit dem exakt identischen Effekt, ohne Nebenwirkungen. Als bewährtes Hausmittel dient auch die Verwendung von Fenchelsamentee, wobei die frischen Samen aus der Drogerie, oder Apotheke mit dem Mörser ausgepresst werden sollten, damit sich die darin enthaltenden, ätherischen Öle besser entfalten lassen. Bereits nach wenigen Tagen hatte ich ein extremes Bedürfnis nach ungebrannten Mandeln, die mit ungesättigten Fettsäuren, Vitamin E und Antioxidantien das Immunsystem stärken und beim Aufbau der Darmflora helfen (Das alles können Mandeln bewirken). Als Nächstes entschied ich mich u.a. für Kürbiskernöl, das nicht nur hervorragend schmeckt und vor allem bei Salaten (Nüsslisalat) eingesetzt werden kann. Es ist zwar relativ teuer, aber wenn man bedenkt, was man mit dem als „grünes Gold“ bezeichneten hochwertigen Öl sich selbst zuliebe tut, ist es das Geld wert. Es hat nicht nur positive Auswirkungen auf den Stoffwechsel und die Verdauung, sondern stärkt u.a. auch das Immunsystem. Bei der Wahl der Salatsauce gab es (und gibt es heute noch) Tabuzonen. Fertigsaucen jeglicher Art haben sofort Kolitisschübe ausgelöst, sind also tabu. Olivenöl, vorerst tabu. Rotweinessig, absolut tabu. Stattdessen empfehle ich Apfelessig für die Salatsauce. Apfelessig reguliert und reinigt den Darm, wirkt gegen zahlreiche, schädliche Darmkeime. Er enthält viel Kalium. In Bezug auf die Heilwirkung ist das Distelöl weniger spektakulär, verleiht aber den Salaten eine nussige Note im Geschmack. Als ich wieder Lust auf Pasta hatte, kaufte ich Bio Dinkel-Hörnchen. Unser Verdauungstrakt besitzt ein gutes „Gedächtnis“. So werden ältere Getreidesorten sehr gut vom Darm verarbeitet. Der Dinkel ist nämlich über 8’000 Jahre alt und wurde vor allem von den Alten Ägyptern angebaut. Vor knapp 1’000 Jahren entdeckte ihn Hildegard von Bingen (1098 – 1179) wieder neu. Diese Getreideart bildet eine der drei Hauptsäulen in ihrer Ernährungslehre. Durch die Aminosäure Tryptophan wird der Seretoninspiegel angehoben. Dieses stimmungsaufhellende Hormon hat auch bei „Moodfood“-Rezepten einen hohen Stellenwert, weshalb auch bei mir Dinkelprodukte regelmässig zubereitet werden.
Ohne die homöopathische Unterstützung durch einen Spezialisten, Dr. H.P.S. hätte ich vermutlich die Genesung von dieser gravierenden eosinophilen Kolitis-Erkrankung nicht geschafft. Selbst wenn wir uns nicht immer einig waren und wir über den Nutzen höherer Potenzen sprachen, verblüffte mich die erstaunliche Wirkung dieser Seren. Zunächst gab es „metallische“ Tinkturen mit Schwefel- und (soweit ich mich erinnern kann) Phosphoressenzen. Danach erhielt ich Giftextrakte aus Schlangenseren wie Vipern und Nattern, die wahre Wunder wirkten. Selbst die mich ambulant nach dem KSW-Aufenthalt betreuende, junge und blitzgescheite Ärztin mit italienischem Akzent (eine Tessinerin) war von der Wirkung begeistert. Regelmässig musste ich in die Nachkontrolle mit Untersuchungen der Blutwerte. Rasch senkte sich das Überangebot der eosinophilen Granulozythen und je niedriger die Werte waren, desto normaler stellte sich die Verdauung wieder ein. Nur meine damalige Hausärztin Dr. T.B. rümpfte sogar nach der erfolgreichen Therapie mit den erwähnten homöopathischen Mitteln ein wenig die Nase und meinte kritisch, man müsse eben schon ein wenig daran glauben, dass es funktioniere. Damit meinte sie natürlich auch, dass mit dem erklärten Willen gesund zu werden und mit der Überzeugung dieses Ziel zu erreichen, meinerseits viel Energie und Stärke in diesen Prozess eingeflossen sei, womit sie recht hatte. Aber sie liess sich nicht von meinem Argument überzeugen, welches Nutztieren (z.B. Kühe und Schafe) ein Bewusstsein abspricht, die von Veterinären erfolgreich verwendeten homöopathischen Mitteln, mit einem Glauben daran zu unterstützen. Mein Beispiel hier zeigt, dass diese Art von Komplementärmedizin ernst zu nehmen ist und sie zur Heilung und nicht nur zur Symptombekämpfung ernsthafter Krankheiten hinzugezogen werden sollte. Es lässt die Frage zu, ob mit dem heutigen, modernen Wissensstand bei einer eosinophilen Kolitis konservative Methoden durch ein Umdenken von neuen Vorgehensweisen abgelöst werden sollten.
Unter dem Titel „Der Darm als zweites Gehirn“ publizierte der Deutschlandfunk Kultur im Juni 2015 den spannenden Artikel (siehe Link) über die modernste Forschung im Bereich der Gastroenterologie. „Der Darm ist so etwas wie der neue Star der medizinischen Forschung“ heisst es da u.a. „Ein Schlagwort macht die Runde – vom Darm als zweites Gehirn.“ Dadurch entstand ein völlig neues Forschungsgebiet: die Neurogastroenterologie. Es heisst in diesem Artikel weiter: „Lassen sich Darm-und Kopf-Hirn aber tatsächlich vergleichen? Beide sind frappierend ähnlich aufgebaut: Es gibt dieselben Nervenzell-Typen und sämtliche 30 Neurotransmitter des Gehirns strömen auch durch den Darm – Dopamin, Gamma-Aminobuttersäure, Serotonin und viele andere. Diese Meditatoren sind so etwas wie Worte, mit deren Hilfe das Darm-Hirn ständig mit dem Kopf-Hirn spricht.“
Beinahe inflationär erscheinen überall Artikel und TV-Sendungen zu diesem Thema, wie etwa die Dokumentation auf „arte.tv“ mit dem Titel: „Der kluge Bauch – unser zweites Gehirn“ (55 minütiges Video als Podcast bis Mitte Januar 2020 abrufbar). Ein Ausschnitt aus dem erklärenden Text: „Nur allmählich gelingt es, den ständigen Dialog zwischen den beiden Steuerzentralen Bauch und Kopf zu entziffern. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse eröffnen ungeahnte therapeutische Möglichkeiten. Vermutlich werden bei bestimmten neurologischen Erkrankungen, wie beispielsweise der Parkinson-Krankheit, zunächst die Neuronen im Magen-Darm-Trakt angegriffen.“
Aus dem Artikel „Das zweite Gehirn“: „Der Darm ist nicht nur ein Teil des hochkomplexen Verdauungsapparats, sondern auch Quelle psychoaktiver Substanzen, die Gemüts- und Stimmungslage beeinflussen.“
Hinweis: weitere Textergänzungen folgen (03.12.2019)